Ein Baum muss in einer halben Stunde geschnitten sein
Im Pfarrgarten bei der St. Cyriakus-Kirche in Oberbettringen fand am 18. März der Winterschnittkurs des Obst- und Gartenbauvereins Bettringen statt. Bei sonnigem Wetter und frühlingshaften Temperaturen waren fast 30 Männer und Frauen der Einladung von Vorstand Suitbert Geiger gefolgt und zum „Winterschnittkurs zum Mitmachen“ gekommen. Viele hatten ihre eigenen Sägen und Baumscheren mitgebracht um selbst tätig werden zu können.
Doch zunächst befasste sich Fachberater Franz-Josef Klement, der den Schnittkurs leitete, mit einem im letzten Jahr gepflanzten Apfelbaumhochstamm, bei dem er Haupttrieb und Leitäste zurückschnitt. Der Baum hatte im letzten Jahr nur wenig Neutrieb gezeigt. Dies sei wohl auf mangelhafte Versorgung mit Wasser zurückzuführen, meinte Klement und empfahl, in etwa einem Meter Umkreis um den Baum das Gras zu entfernen, damit die Wurzeln besser mit Wasser versorgt werden können. Eine grasfreie Fläche um den Stamm sei selbst bei großen Bäumen sinnvoll, riet Klement den Zuhörern.
Ein weiteres Thema der Veranstaltung war die Standsicherheit und der sichere Gebrauch von Leitern zum Baumschnitt und zur Obsternte. Suitbert Geiger hatte mehrere Exemplare mitgebracht, an denen die erforderlichen technischen Voraussetzungen und die richtige Handhabung der Leitern erklärt wurden.
Ein älterer Hochstamm, der schon längere Zeit nicht mehr fachgerecht geschnitten worden war und der zudem starken Mistelbefall zeigte, rückte dann in den Fokus der Teilnehmerschar. Es war ein Bild, wie es mancher der Anwesenden aus seinem Obstgarten oder von seiner Streuobstwiese kannte. Ein Teilnehmer wollte wissen, wie weit sich die Mistel, vom sichtbaren Teil aus gesehen, im Baum ausbreitet. Klement zeigte mit seinen Armen so etwa einen halben Meter Abstand. Er empfahl jedoch den Anwesenden, den befallenen Ast gleich direkt am Stamm zu entfernen. „Auch für so einen Baum dürfen Sie maximal eine halbe Stunde zum Schneiden brauchen. Alles andere ist Rumspielen“, sagte Klement. Suitbert Geiger machte sich dann mit seinem Hochentaster und der Teleskopsäge ans Werk und entfernte großzügig die mitstelbefallenen und nicht für den Kronenaufbau erforderlichen Äste am Stamm des Apfelbaums.
Nach diesen theoretischen Ausführungen machten sich die Anwesenden in kleinen Gruppen selbst ans Werk. Das sonnige, frühlingshafte Wetter und die reichlich vorhandenen alten Bäume, die zum Üben einluden, trugen dazu bei, dass die Schnittkursteilnehmer auch dieses Jahr wieder wertvolle Erkenntnisse und praktische Erfahrungen mit nach Hause nehmen konnten.
H. Ocker